Mittwoch, 18. September 2013

Heimkehr

Nun bin ich schon seit beinah drei Wochen wieder zurück in Deutschland und der erste Kulturschock ist überwunden. Oft denke ich zurück an das vergangene Jahr, erzähle immer wieder die gleichen Geschichten und zeige Fotos. In zwei Wochen beginnt ein neuer Lebensabschnitt für mich, da ich anfangen werde in Marburg Medizin studieren. Mit diesem Blogeintrag möchte ich mich noch einmal bei allen fleißigen Lesern bedanken und euch alles Beste wünschen! Eure Neele

Freitag, 30. August 2013

Abschlussbericht August 2013


Es liegen nur noch wenige Tage vor meiner Abreise und der Abschiedsschmerz macht sich langsam breit. Die Koffer sind zur Hälfte gepackt und ein paar Abschiedsfeiern liegen noch vor mir. Vermehrt führe ich in letzter Zeit Gespräche über vergangene Erlebnisse, lasse das letzte Jahr Revue passieren… Alles begann Anfang August im letzten Jahr. Zu viert bestiegen wir in Hamburg einen Flieger in Richtung Dubai und weiter nach Daressalam. Zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand von uns Praktikanten, was uns in Tansania erwarteten würde. Voller Vorfreude und Nervosität kamen wir in Daressalam an und wurden von unseren zwei Vorgängern in Empfang genommen. Da wir uns anfänglich völlig unbeholfen in der uns so fremden Stadt bewegten, bekam unsere Vorgängerin Franzi den Namen Mama Watoto (Mutter der Kinder), da sie meist voran und wir anderen hinterher wie eine Entenfamilie durch die Straßen liefen. Nun, ein Jahr später haben sich die Rollen getauscht und wir sind nun in der Position der Vorgänger.
Nach ein paar Wochen in Tansania, in denen ich zunehmend vertraut mit der neuen Umgebung worden war, begann meine Arbeit im Babawatoto Centre. Doch von Arbeit war zu Anfang noch nicht zu sprechen, da mein Chef es mir wegen meiner noch nicht vorhandenen Residence Permit schwer machte und ich keine regelmäßigen Unterrichtsstunden abhalten durfte. In dieser Zeit verbrachte ich viel Zeit mit den Akrobatikjungs des Centres, die mir mit großer Leidenschaft ihre Akrobatikkunststücke beibrachten und voller Stolz meine Kiswahili-Lehrer waren. Doch auch nach einigen Monaten durfte ich immer noch nicht regulären Unterricht abhalten. Ab und zu nahm ich daher ein paar Kinder beiseite unterrichtete ein bisschen Englisch und Tanzen, nahm an Workshops teil und begleitete die Kids zu Shows, ständig in der Hoffnung bald richtig durchstarten zu können. Doch auch nach dem Zwischenseminar im Januar war der Zustand unverändert, sodass ich mich auf die Suche nach einem neuen Projekt machte. Nach vielen Emails, Telefonaten und Projektbesichtigungen stieß ich auf das RED House. Sofort konnte ich dort mit neuen Projekten beginnen, die mir Spaß machten und mein Chef war für alle neuen Ideen offen. So konnte ich meine Pläne problemlos verwirklichen. Ich begann vormittags im Kindergarten Lesen und Schreiben zu unterrichten und mit den Kindern zu spielen, ging gegen Mittag in Secondary und Primary Schulen, um dort Englisch und Sport zu unterrichten. Abends folgte dann ab und zu der Deutschunterricht mit der RED House Family, unseren tansanischen Kollegen, die mich und meine Projektpartnerin Nina baten, ihnen doch ein bisschen unserer Muttersprache beizubringen.
Durch meinen Projektwechsel lernte ich viele neue Leute kennen und bekam einen Einblick in eine ganz andere Seite Daressalams. Der Anfang im RED House war gewissermaßen ein Neuanfang, bei dem ich alle meine Gedanken in die Tat umsetzen konnte und mir nichts und niemand im Weg stand. Zusammen mit meinen RED House Kollegen erlebte ich viele unvergessliche Momente. Wir besuchten Mama Elia, eine Maasai Frau, deren Kinder in den RED House Kindergarten gehen. Zusammen mit meinem Chef reisten meine Mitpraktikantin Nina und ich in Richtung kenianischer Grenze, wo wir nach endlosen Stunden im Bus und einem mehrstündigen Fußmarsch herzlich in ihrem Heimatdorf empfangen wurden und dort ein paar unvergessliche Tage verbrachten. Im RED House veranstalteten wir monatlich Culture Partys, bei denen wir mit Freunden, Nachbarn, Kollegen und Bekannten beisammen saßen, kochten, aßen, tanzten und  über verschiedene Landessitten sprachen.  So war das RED House nicht nur ein Arbeitsplatz sondern ein Ort, an dem man Freunde traf, lernte, sich austauschte und trotzdem auch Zeit für sich selbst hatte. Besonders viel Glück hatte ich mit meinen Kollegen, auf die ich mich einfach immer hundert prozentig verlassen konnte und die immer mit vollem Herzblut bei der Sache waren. Auch nach einem Jahr in Tansania bin ich immer noch beeindruckt von der Leidenschaft und auch der Gastfreundschaft vieler Menschen. Obwohl ich zuletzt alleine gelebt habe, gab es keinen Moment, in dem ich mich einmal einsam fühlte. Ständig kam Besuch vorbei oder ich war selbst unterwegs. Meine Vermieter nahmen mich wie ein Familienmitglied auf, kochten ab und zu für mich mit und die Kinder kamen abends häufiger vorbei, um ein bisschen zu erzählen. Und wenn man doch einmal allein Zuhause war, konnte man einfach zwei Schritte aus der Tür gehen und einen Plausch mit dem netten Dukaverkäufer halten.
In den letzten zwei Wochen habe ich zwar nicht mehr an den Schulen unterrichtet war jedoch oft im RED House. Mit Projektgeldern aus Deutschland war es mir möglich einen Laptop für meine Arbeitsstelle zu besorgen. Bislang hatten wir einen älteren Computer, an dem wir Office Arbeit erledigten, Emails an Spender versendeten, in Kontakt mit ehemaligen RED House Freiwilligen und Freunden standen und auch Unterricht vorbereiteten. Allerdings ging dieser Laptop vor einigen Wochen kaputt, sodass ich entweder meinen privaten Laptop mitbringen oder diese Aufgaben von zu Hause aus erledigen musste. Die Anschaffung des Laptops war daher die letzte große Aufgabe vor meinem Abflug.
Und kaum hat man sich ein komplett neues Leben aufgebaut, ist es wieder Zeit sich von allem zu verabschieden. Vor einem Jahr hätte ich nie erwartet, dass mir der Abschied von diesem Land und seinen Leuten einmal so schwer fallen würde. Innerhalb weniger Monate habe ich Tansania und die mir einst so fremde Kultur lieben gelernt, viele Freundschaften geschlossen und wunderbare Orte entdeckt. Zwar freue ich mich darauf, viele liebe Menschen in Deutschland wieder in die Arme schließen zu können, momentan überwiegt allerdings der Abschiedsschmerz.  Nach all den Erlebnissen des letzen Jahres kann ich allerdings sicher sagen, dass dies nicht mein letzter Besuch in diesem unbeschreiblich schönen Land war.

Sonntag, 21. Juli 2013

Ein bisschen Urlaub...























Dank einer großzügigen Spende an Zahnbürsten und Zahnpasta werden nun in der RED House Nursery School jeden Morgen nach dem Frühstück die Zähne geputzt. Da mein Chef Mtema einer meiner fleißigsten Deutschschüler ist, bastelte er ein paar Dankeschönschilder und ließ die Kinder für ein Foto posieren.






Samstag, 15. Juni 2013

Weltwärtsbericht #3


Mittlerweile ist es Juni und mir verbleiben noch circa zwei Monate in meinem neuen zu Hause. In der Zwischenzeit ist viel im RED House passiert und alles geht seinen gewohnten Gang. Tagsüber unterrichte ich weiterhin im RED House Kindergarten sowie an verschiedenen Schulen, gebe Deutschunterricht, erledige Büroarbeit und andere anfallende Tätigkeiten. Abends und an den Wochenenden bin ich viel unterwegs, sodass kaum Zeit bleibt an Deutschland zu denken. In den letzten Monaten hatte ich daher sehr wenig Kontakt zu meiner Familie und Freunden in Deutschland. Da sich mein Jahr nun aber dem Ende neigt, werden die Gedanken an Deutschland und das Danach immer präsenter. Durch Studienbewerbungen wird man immer wieder darauf hingewiesen, dass etwas Neues kommt und die Zeit als Freiwilliger in Daressalam bald vorbei sein wird. Dennoch versuche ich, die verbleibende Zeit ausgiebig zu nutzen, viel zu unternehmen und in den letzten paar Wochen auch bei der Arbeit noch einiges zu bewegen. Nina, meine Mitpraktikantin im RED House, und ich hatten in den letzten Monaten neben dem Unterricht in Schulen und Kindergarten einiges zu tun. Wir haben viele kleine Projekte gestartet, um die finanzielle Lage des RED Houses zu verbessern.
In der letzten Zeit haben wir begonnen, ein RED House Newsletter zu verfassen. Wir haben uns mit der RED House Familie zusammen gesetzt, über unsere aktuellen Projekte diskutiert, gemeinsam Texte geschrieben, übersetzt, Fotos gemacht und das fertige Newsletter in die ganze Welt verschickt. Unsere erste Ausgabe kam letzten Monat heraus und es soll in regelmäßigen Abständen weitere Newsletter geben, um Spender und Freunde des RED Houses über die Geschehnisse hier am Laufen zu halten. Dies soll auch zukünftig Aufgabe der Freiwilligen im RED House sein.
Vor einiger Zeit habe ich mit Hilfe von Freunden und Bekannten eine größere Spendenaktion in Deutschland gestartet, um Kindern, die nicht die finanziellen Mittel haben, einen Aufenthalt in der RED House Nursery School zu ermöglich. Da unerwartet viele Spendengelder eingegangen sind, konnte der zweijährige Kindergartenaufenthalt von zehn Kindern gesichert werden. Außerdem verkaufen wir Maasai Schmuck in Deutschland, um mit dem Erlös anfallende Kosten wie Strom und Wasser zu decken. Bekannte, die nach Deutschland reisten, nahmen ausgewählten Schmuck mit und dieser wurde zum einen in einer Schmuckwerkstatt zum anderen privat verkauft.  
Von meinem Zahnarzt in Deutschland ist eine große Ladung an Zahnbürsten und Zahnpasta eingegangen, sodass ich nun nach den Ferien anfangen möchte, mit den Kindergartenkindern nach dem Frühstück Zähne zu putzen. Viele Kinder haben schon im Alter von drei Jahren stark verfaulte Zähne, sodass das Zähneputzen eine meiner ersten Ideen für den Kindergarten war.
Eine meiner letzten Aufgaben, die ich mir vorgenommen habe, wird es nun sein, einen Laptop zu besorgen. Zuvor gab es einen Computer im RED House, der vor einigen Jahren gespendet wurde, zunächst aber nicht funktionierte. Nach einer Reparatur hielt er zwei Monate, ist nun aber endgültig kaputt. Weil wird derzeit daher keinen Office Computer haben, müssen wir die Büroarbeit zu Hause erledigen. Dem soll nun durch die Anschaffung eines Laptops ein Ende gesetzt werden. Ein Internetzugang ist außerdem bereits vorhanden.
Mittlerweile hatte ich zwei Mal Besuch aus Deutschland. Beide Male hatte ich eine super Zeit, die dennoch auch anstrengend war. Nach ein paar Monaten in Daressalam bewegt man sich ganz selbstverständlich durch die Stadt und kann sich kaum in die Anfangszeit zurückversetzen, in der man mit großen Augen alles bestaunt hat, vieles nicht verstand und sich zum Teil gar nicht zu verhalten wusste. In Momenten, in denen man mit Neuankömmlingen durch die Straßen streift wird einem bewusst, wie vertraut und alltäglich alles geworden ist. Dennoch gibt es Dinge, die einem immer noch fremd sind und an die man sich vermutlich auch zukünftig nicht gewöhnen wird.
In wenigen Wochen werden auch schon die Nachfolger eintreffen. Zwar habe ich keinen Nachfolger in meinem Projekt, werde aber dennoch mit in der Einführungszeit mit dabei sein. So habe ich auch noch ein wenig Zeit für mich selbst und kann mich in Ruhe langsam von allem verabschieden.